Von den Jahreszeiten der Liebe

Wie prickelnd das Verliebtsein doch ist! Wie leicht und lebendig wir uns fühlen!
Wenn sich dieser „ver-rückte“ Zustand dann wieder verändert, ist das manchmal der Beginn einer Beziehung.

 

Wir befinden uns im Frühling der Liebe

Wir werden ein Paar. Wir lernen die Macken und Leidenschaften voneinander kennen, wir verhandeln Regeln und treffen Vereinbarungen. Wir streiten. Wir sind uns ganz nah und dann wieder ganz fremd. Freiraum und Bindung – Wer bin ich und wer sind wir? – das sind unsere Themen. Wir reisen, wir machen Ausbildungen, wir unterstützen einander. Wir bauen Luftschlösser und treffen Entscheidungen, die für uns beide Gewicht haben.

 

Wir erleben den Sommer der Liebe

Wir bleiben ein Paar. Etwas Drittes wird unser Leben bestimmen. Wir finden eine gemeinsame Aufgabe, ein Projekt, eine Leidenschaft, Sinn.

Kinder kommen zur Welt. Eigentum wird erworben, Karrieren werden vorangetrieben. Unsere Blickrichtung verändert sich, wir verändern uns. Es ist die Zeit der Fülle und der Stürme. Der Radius der Möglichkeiten wird größer oder durch die Verantwortung kleiner. Manchmal auch entgegengesetzt. Wir erinnern uns an die Verbindung zueinander, wir pflegen Rituale.

 

Wir kommen in den Herbst der Liebe

Wir werden wieder ein Paar. Es ist ruhiger geworden. Die Kinder sind selbständiger und erweitern ihre eigene Lebenswelt. Die Jobs sind sicher, die finanziellen Möglichkeiten werden größer. Es entsteht Raum, es gibt wieder Zeit. Wir wenden uns einander zu, wir fragen: „Wer bist du jetzt geworden? Wie bin ich? Was ist mir wichtig?“ Wir gestalten unser „Wir“ aufs Neue.

 

Wir nähern uns dem Winter der Liebe

Wir werden alt als Paar. Das Tun wird weniger, unser Sein steht im Vordergrund. Vielleicht ziehen wir Bilanz und es gelingt uns, in der „Groß-Elternschaft“ versöhnlich zu sein. Wir halten aneinander fest und helfen einander beim Loslassen.

Es geht ums Genießen, darum, Schönes zu pflegen, geduldig zu sein, einander und sich selbst zu verzeihen. Unser Blick ist nach innen und zueinander gerichtet.

Vielleicht erst zum zweiten Mal nach dem Verliebtsein. Wo Leistung keine Rolle spielt.

 

Und alle, die sich ausführlicher mit dem Lebenszyklus der Liebe beschäftigen möchten, denen sei der kürzlich verstorbene Paartherapeut Hans Jellouschek ans Herz gelegt.

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