John Gottman, ein amerikanischer Psychologieprofessor, untersucht seit Jahrzehnten in seinem weltberühmten „Love Lab“ Paare in ihrer Interaktion miteinander. Er beobachtet und analysiert die Art, wie sie miteinander umgehen und Aufgaben angehen. Daraus ziehen er und sein Team Schlüsse, was glückliche Paare anders machen.
Ein entscheidender Faktor, ob die Beziehung weiterhin Bestand habe, sei demnach, wie das Paar seine Vergangenheit bewertet. Er bittet die Menschen, ihm „ihre Geschichte“ zu erzählen.
Ist sie von Wertschätzung und Respekt gekennzeichnet? Gibt es ein „Wir-Gefühl“ des Paares? Sind die Schilderungen lebhaft und detailliert? Werden vergangene Konflikte und Krisen positiv bewertet? Dominiert eher eine Zufriedenheit bzgl. der Erwartungen an die Partnerschaft?
Auch wenn Ihre erste Reaktion bei diesen Fragen mit Blick auf Ihre eigene Beziehung kritisch ausfallen mag, sind Sie vielleicht trotz allem noch mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin zusammen und es zahlt sich aus, genauer nachzufragen.
Gibt es einen Zeitpunkt, an dem Sie eine dieser Fragen mit Ja beantwortet hätten? Was war damals anders als heute?
Schon sind wir mittendrin in einer Neuorganisation der Beziehungserfahrung!
Im Alltag muss man sich nicht besonders anstrengen, um sich als Paar aus den Augen zu verlieren. Kinder, Karriere, Haushalt, Verpflichtungen, Sorgen nehmen oft mehr Raum ein, als sie förderlich für eine erfüllte Paarbeziehung sind.
Die Kunst – so scheint es – liegt darin, einander wieder zu finden, stets eine Hand nach dem anderen ausgestreckt zu halten und möglichst viele Einladungen an ihn zu versenden.
So manches Paar ist bei dem Hinweis, dass es sich nicht im Krieg gegeneinander befindet, schon erschrocken. Wo ist nur das Vertrauen, diese grundlegende Überzeugung, dass es der andere gut mir meint, liegen geblieben? Wann habe ich es zum letzten Mal verspürt?
Eine Beziehung verläuft in Phasen, in Episoden. Es gibt Zeiten, da sind sich beide nah und einander zugewandt. Dann kann es sein, dass die Beanspruchung eines Partners steigt, beispielsweise durch die Betreuung der gemeinsamen Kinder, eine Weiterbildung, eine Krankheit.
Das Leben verändert uns, deshalb ist es ja so aufregend! Eine Beziehung bleibt ein stetes Kennenlernen des anderen, immer wieder sollten wir daher erste Dates mit unserem Partner oder unserer Partnerin einplanen und einander voller Neugier begegnen – so wie wir es in unserer ersten Verliebtheit taten.