In Beziehungskrisen auf Kurs bleiben

Freundschaft, Liebe und Partnerschaft kommen immer wieder an Wendepunkte, an denen wir uns vielleicht fragen: Wie soll es nur weitergehen?

Der Krise eine Chance geben

Dass das Leben einem Fluss gleicht, ist ja ein bekanntes Bild. Persönliche Veränderungen und Entwicklungen treiben uns weiter, um mehr zu der Person zu werden, die wir sein möchten. Ein bisschen gefordert zu sein, hält uns wach und gibt uns auch das Gefühl von Selbstwirksamkeit, also etwas bewegen oder bewirken zu können, was sich wieder auf unser Selbstbild und unseren Selbstwert auswirken kann. Wir mögen uns mehr, wir finden uns gut!

Aber wie kommt man bloß dahin?
Eine gängige Möglichkeit, von einem Ort zum anderen zu kommen, sind Brücken.
Es gibt sie in verschiedensten Varianten: Stahlbrücken – die sollen recht sicher sein, Holzbrücken – oft hübsch und romantisch, Hängebrücken – abenteuerlich und schwankend, Brücken auf Stelzen im Wasser – karibisch… Und sicher noch viele andere!

Doch ich bin keine Konstrukteurin, sondern Paartherapeutin und für mich sind Brücken Übergänge.
Ich verlasse das bekannte Terrain, begebe mich auf unsicheren, manchmal wackligen Boden und weiß noch nicht recht, was mich auf der anderen Seite erwarten wird.
Das kann gefährlich sein! Die Brücke könnte einstürzen. Ich könnte den Halt verlieren und fallen. Vielleicht macht mir der Übergang Angst und verunsichert mich.

 

Der Krise die Angst nehmen

Manchmal brauche ich all meinen Mut, um überhaupt loszugehen. Dann brauche ich Zuversicht, auch Hoffnung. Es kann, es wird ein Wagnis sein.
Eine Brücke ist ein Übergang. Ein Übergang ist eine Krise.
„Ent-wicklung“ hat stattgefunden. Aufbruchstimmung: Das Leben erwartet uns.

Erinnern Sie sich an die Pubertät, Ihre eigene oder die Ihrer Kinder?
Natürlich, das ist ein Übergang, eine „Ent-wicklungs-krise“, Reifung.
Aufregend, aufreibend, manchmal schwierig und zum Verzweifeln, aber voller Kraft und mit der unerschütterlichen Gewissheit, dass wir alle (!) das überstehen werden.
Diese Krise gehört zu jedem Leben, zu jedem Erwachsenwerden. Bei manchen verläuft sie eher leise und zurückgezogen, bei anderen turbulent und herausfordernd.

Und das Leben steht nicht still danach, wir bleiben in Bewegung, meistern Ausbildungskrisen und berufliche Übergänge.

Aber was ist mit unseren Beziehungen?
Sind sie der Hafen, in dem unser Schiff still vor sich hin wartet?
Natürlich nicht! Hoffentlich nicht!

Eine ernsthafte Liebesbeziehung gleicht einem Aufbrechen auf hohe See, wir werden auf Stürme treffen, Regen, brütende Hitze, manchmal vielleicht emotionalen Hunger und Verzweiflung. Neue Aufgaben und Herausforderungen werden uns erwarten.
Eine Beziehung ist nie statisch, unbeweglich, sonst wird sie leidvoll und wir brauchen eine Krise.

 

Der Krise Zeit widmen

Wir brauchen einen Übergang in eine nächste Etappe. Wir werden erwachsen, wir werden Eltern, wir werden älter, wir entwickeln uns weiter. Das Leben fordert uns dazu auf!
Eine Beziehung bietet die größtmögliche Entwicklungsfläche für uns selbst. Der mir liebste Mensch konfrontiert mich beständig und ausdauernd mit Themen und aufkommenden Gefühlen, die ich lieber vergraben, verdecken, wegsperren möchte.
Vielleicht zieht er sich gerade von mir zurück. Wie soll ich mich bloß verhalten? Mich auch zurückziehen? Dagegen ankämpfen? Wie? Was kann ich tun? Was will ich denn eigentlich? Teile ich mich mit? Wage ich es, mich zu zeigen, meine Emotionen in Worte zu fassen? Meine Grenzen aufzuzeigen? Kenne ich die überhaupt?
Bin ich mutig? Ohne zu wissen, was dabei herauskommen kann? Wie mein Gegenüber reagieren wird?
Formuliere ich klar und eindeutig, was mir fehlt und was ich mir wünsche? Fordere ich meinen liebsten Menschen dazu auf, sich mit mir auseinanderzusetzen? Sich mir zu zeigen? Lade ich ihn dazu ein? Oder bin ich von unserem gemeinsamen Schiff schon abgestiegen, bin verstummt oder schwimme davon?

 

Der Krise Zuversicht schenken

Was hilft nun, ein Beziehungsschiff auf stürmischer See zu steuern?

Akzeptanz
Ja, es stürmt. Wir brauchen eine neue Form für unsere Beziehung. Ich fühle mich nicht mehr wohl, ich habe mich verändert, ich möchte, dass unsere Partnerschaft Schritt hält und sich mit entwickelt.

Zuversicht
Wir werden das überleben. Neues ist auch wieder aufregend und leidenschaftlich. Möglich, dass wir das Kribbeln und die Schmetterlinge in unserer Liebe wieder entdecken.

Offenheit und Mut
Ich traue mich, dir zu sagen, wie es mir geht und was ich mir wünsche. Ich glaube auch daran, dass du das aushalten wirst und möchtest, dass ich mich dir zumute, mit all meinem Wesen, meinen Gedanken, meinen Gefühlen.

Der Wille zum Wir
Lass uns darüber sprechen, wo die Reise hingehen kann!

 

Der Krise Hilfe bieten

Manchmal ist es schwer, einen Anfang zu finden, auf den anderen zuzugehen. Die Kinder, der Haushalt, die Jobs, das Studium, die Eltern, die Renovierung, das Wetter – eigentlich passt es ja nie.
Auf den perfekten Zeitpunkt zu warten, bedeutet mitunter, auszuhalten, hinunterzuschlucken, Leiden zu verlängern und die Statik zu zementieren.
Dann helfen vorübergehend eventuell die drei A: Arbeit, Alkohol, Affäre.

Das ist dann aber wohl der späteste Zeitpunkt, um der Krise eine Chance zu geben und mit aller Kraft das Steuer wieder zu übernehmen! Befreien Sie Zeit dafür. Finden Sie Raum dafür.
Und gönnen Sie sich eventuell auch ein professionelles Begleitboot in Form einer Paarberatung.

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