Gewalt im Haus

Jeder Mensch kennt sie. Jeder von uns ist in der Lage, sie auszuüben, aber auch, ihr ausgesetzt zu sein. Sie macht Angst, sie zerstört Vertrauen und Integrität. Sie hinterlässt Verletzte und Verlierende.

Sie ist auch Ventil, sie beseitigt Hilflosigkeit und die Unfähigkeit zu handeln. Wenn gar nichts mehr möglich ist, sie geht immer.

Aber es ist gar nicht so einfach, jemanden zu verletzen, den ich liebe. Da braucht es schon etwas Vorlauf. Stau ist wichtig. Gesammelte Kränkungen, Wut und Ärger konserviere ich in mir und schraube den Deckel drauf. Alles schön zusammenhalten, sich anstrengen, nichts heraus zu lassen. Das klappt aber auch nicht ewig, häppchenweise schwappt was raus, ich werde mal laut, mal demütigend, mal beschimpfend, trinke mehr Alkohol, um alles zu ertränken. Aber die Probleme können schwimmen. Die Temperatur im inneren Kessel steigt, es bilden sich schon Bläschen. Aber ich halte noch Stand. Geht schon.

Doch das Blickfeld wird enger, ich befinde mich in einem Tunnel. Mein liebster Mensch wird mir zum Monster, das mich verhöhnen und vernichten will. Das Fass ist voll. Ich kann nicht mehr.
Ein kurzer Moment der Entscheidung: Soll ich oder soll ich nicht? Keine Alternative mehr da.

Ich tu es. Dann ist Stille. Ah. So ist es besser. Erleichterung. Entspannung.

Aber: Mein Gegenüber weint zusammengekauert am Boden. Es ist doch das Wichtigste in meinem Leben! Was hab ich getan?

Erschrecken. Schuld. Scham. Wie grässlich. Ich bin das Monster!

Ich halte es nicht aus, das zu sein. Es ist doch nur, weil du schon wieder… Eigentlich bin ich doch ganz anders… Wenn du nur endlich… Der ganze Stress bei der Arbeit… Du weißt doch ganz genau, dass ich das nicht auch noch ertrage… Du musst einfach… Das ist nur, weil ich dich so liebe…

Ja, mein Schatz ist schuld an der Misere und verantwortlich dafür, was hier wieder los war. Beim nächsten Mal wird´s besser laufen. Das passiert nicht mehr.

Jetzt ist erstmal gut. Jetzt machen wir es uns fein. Man darf bloß nicht wieder über diese ganzen Probleme reden. Auch mal was hinunterschlucken. Es braucht niemand davon zu wissen. Wir haben es ja schön miteinander. Wir haben ja alles.

 

Geht es Ihnen auch so? Dann holen Sie sich Unterstützung. Sie werden es allein nicht schaffen, aus dem Gewaltkreislauf auszusteigen!

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